Teilnehmer: Hans Gyr, Robert Kappeler, H. W. Tilman, Campell H. Secord.
Ergebnisse: Erkundung des Rakaposhi (7788 m) und des Batura-Mustagh-Gletschergebietes, besonders des Kukuar-Gletschers; Erforschung der Zugänge zum Haramosh (7397 m).
Hans Gyr aus Rorschach und Robert Kappeler aus Frauenfeld waren beide bestens ausgewiesene und erprobte Alpinisten, aber ohne Erfahrung in asiatischen Hochgebirgen. Durch die Vermittlung von Ernst Feuz war es der Stiftung, die das Patronat der Expedition übernommen hatte, gelungen, zwei prominente Mitglieder des englischen Alpine Club zur Teilnahme zu bewegen: den Engländer H. W. Tilman den Erstbesteiger des Nanda Devi, und dessen Kollegen, den Kanadier Campell H. Secord. Beide waren Kenner der Region, und Secord hatte bereits einen Besteigungsversuch am Rakaposhi hinter sich. Die zwei Schweizer verstanden sich mit den beiden Briten trotz der Verschiedenheit von Sprache und Herkunft ausgezeichnet, und die vier Bergsteiger bildeten ein harmonisches Team.
Im Sommer 1947, zur gleichen Zeit, als die Lohner-Sutter-Expedition Täler und Berge im Quellgebiet des Ganges erkundete, befand sich diese kleine Expedition im Karakorum, um den westlichen Hauptgipfel, den Rakaposhi («Drachenschwanz»), anzugehen.
Noch jeder, der das Land der Hunzas durchwanderte, berichtete vom gewaltigen Eindruck, den der Bergriese des Rakaposhi auf ihn und seine Begleiter machte. Als dreiseitige Pyramide bildet er den westlichen Eckpfeiler des Karakorum. Ein eigentlicher Wetterberg, bereitet er den Bergsteigern nicht geringe Schwierigkeiten. Da ihm im Süden keine schützende Bergkette vorgelagert ist, treffen ihn die feuchten Winde, die vom Meer her über Indien streichen. In grossen Höhen bringen sie brüske Wetterumschläge. Stürme und schwere Schneefälle, und an den Graten bilden sich riesige Wächten. Der Rakaposhi war jahrelang der meistbestürmte “Beinahe-Achttausender”. Nachdem zwanzig Jahre lang alle Versuche, den Gipfel zu erreichen, gescheitert waren, wurde er 1958 von einer britisch-pakistanischen Offiziersgruppe bezwungen.
Die Bergsteiger waren von Behörden und Bevölkerung zumeist sehr gastfreundlich und hilfsbereit empfangen worden. Als beschwerlich empfanden sie aber, dass Träger und Lasttiere von Ortschaft zu Ortschaft gewechselt werden mussten.
Hans Gyr schrieb über die erlebnisreichen vier Monate einen sehr lebendigen Bericht, den Robert Kappeler mit ausgezeichneten Aufnahmen illustrierte.
Vernehmen wir noch das Urteil eines kompetenten ausländischen Alpinisten über diese und die vorher beschriebene gleichzeitige Expedition. Colonel E. L. Strutt (1874 – 1948), Teilnehmer der MountEverest-Expedition 1922, vormals Präsident des englischen Alpine Club und Redaktor des Alpine Journale schrieb: «Die beiden Himalaya-Expeditionen 1947, zu deren einer auch Engländer eingeladen waren, sind ein Beweis dafür, was die Schweizer, sowohl Bergführer wie Amateure, in den höchsten Gebirgen der Welt zu leisten vermögen. Die Taten dieser vollendet organisierten und ausgerüsteten Expeditionen sind in meisterhaften Artikeln beschrieben worden.»