Ende November ist als jüngstes Kind der langjährigen Zusammenarbeit der Schweizerischen Stiftung für Alpine Forschung mit dem Boston Museum of Science, der National Geographic Society, der University of Alaska Press, dem Bundesamt für Landestopographie und der Ver-messungsfirma Swissphoto die Spezialkarte der Everest-Gipfelregion erschienen, welche auf Luftaufnahmen aus 12’000 Metern Höhe basiert und in Form von zwei Planoblättern (Photographie des Gipfelmodells und digitalisierte Orthophotokarte) publiziert wird.
Dr. Bradford Washburn, seines Zeichens ehrenamtlicher Direktor des Boston Museum of Science und korrespondierendes Mitglied unserer Stiftung, war auch bei diesem gemeinsamen Kartenprojekt der eigentliche spiritus rector.
Am 11. November 1999 in Washington D.C., hat er anlässlich eines ‘Mount Everest-Abends’ der National Geographic Society und des American Alpine Club die neu vermessene Höhe des höchsten Berges der Welt bekanntgegeben: 8850 m ü. M., also 2 Meter höher als die bisher gemessenen 8848 Höhenmeter. Die dreidimensionale Positionsermittlung des Everestgipfels wurde mit satellitengestützter Triangulationstechnik durchgeführt. Im Mai dieses Jahres hat das amerikanische ‘Everest-Millennium’-Expeditionsteam ein Empfangsgerät für die Satellitensignale des Global Positioning Systems (GPS) im Gipfelgestein des Everests verankert. Zusammen mit den früher entlang der Aufstiegsroute positionierten GPS-Messpunkten konnten nicht nur zentimetergenau die Höhe und die Koordinaten des Everestgipfels berechnet werden, sondern auch deren Veränderung. Während des vierjährigen Messintervalls hat sich der Everest bei konstant bleibender Höhe zwischen 3 und 6 Millimeter pro Jahr in Richtung Nordosten verschoben. Aufgrund der regionalen Tektonik ist Bradford Washburn überzeugt, dass der Everest und mit ihm das ganze Himalayamassiv über die Jahre hinweg millimeterweise an Höhe gewinnt. Neben dem rein alpinistischen Kuriosum, dass also jeder Neuling auf dem Everest höher geklommen ist als alle zuvor, können aus dieser GPS-gestützten Neuvermessung seismologisch relevante Daten der Kontinentaldrift erhalten werden, die einen wichtigen Beitrag zur Ursachenforschung von Erdbeben leisten.